Monats Archive: Oktober 2015

Neuperlach, 23.10.2015

Liebes Tagebuch,

bin heute wieder persönlich am Start gewesen und habe den Anwesenden meinen neuen Umhang präsentiert. Draußen ist es ziemlich kalt: Philipp und Hendrik haben vorsichtshalber den restlichen Platz ihren Instrumentenkoffer mit Taschentüchern belegt, da sie Angst haben, dass ihnen noch die Nasen weglaufen. Außerdem fassen wir einen wahnwitzigen Vorsatz: Wir wollen nur ein Bier vorm Auftritt trinken, denn wir wollen dem Publikum ungern demonstrieren, was passiert, wenn man dem Medikamentencocktail noch Alkohol untermischt.

TrumpetGitarre
Wir inspizieren zunächst die Künstlergarderobe und markieren unser Revier. Das heißt jetzt nicht, dass wir in die Ecken urinieren, sondern wir kleben Sticker an Stellen, wo sie niemand vermutet. Einen Hahn kleben wir in den Kühlschrank, der auf den Alkohol aufpasst. Wer das noch nicht weiß: Uns
ere Sticker sind mit Schutzzaubern und neuester Superheldentechnik ausgerüstet. Ein Beispiel: Du siehst wie jemand ein Bier trinkt. Klebst du jetzt einen Sticker auf die Flasche, geht das Bier automatisch in Bandbesitz über und der Trinker macht sich strafbar, wenn der Inhalt nicht mit Band und/oder Fans geteilt wird. Nice to know oder?

Da dieses Spiel mit dem Vorsatz nur ein Bier (vor der Show) zu trinken schnell langweilig wird, gehen wir weiter in der Abendplanung und suchen uns etwas Schmackhaftes zu essen. Wir stehen aus heiterem Himmel vor einem Asiaten und beraten uns eine gefühlte halbe Stunde draußen (!) vor dem Restraunt über die Speisekarte. Schließlich bestellen wir fast alle was mit Hühnchen. Seltsam? Es tauchen Fragen auf: Wie nennt man Menschen die kein Hühnchen essen? Cocketarier? Cockaner? Schwierige Frage. Zurück im Backstage essen wir unsere Glückskekse. Die schmecken zum Teil etwas nach Papier. Dann geht’s auf die Bühne.

Alex und Hendrik haben Pech: Sie erwischen den Cocktail mit Grapefruitsaft vom vergangenen gemeinsam besuchten Taubertalfestival. Sie verziehen beim ersten Schluck dermaßen das Gesicht und ihnen wird klar, warum Philipp sich so freimütig um die Cocktailmischung gekümmert hat. Der Rest trinkt eine Mischung mit Banane. Wir spielen fix unsere besten Hits von gestern, damals und morgen und gehen unter Standing-Ovations von der Bühne: Kein Wunder es gibt auch keine Sitzgelegenheiten. Tobi verfeinerte sein Bühnenoutfit mit Lüftungsschlitzen in seinem T-Shirt an allen möglichen Stellen. Das gibt ihm einen verwegenen Bauchfrei-Vintage-Used-Look. Einen Trend, den wohl nur Schlagzeuger tragen können.
Die größte Überraschung erwartet uns allerdings im Backstage: Unter den Augen unseres Sicherheitsstickers wurde sämtliches Bier von der Latin-Band entfernt und getrunken. Die kamen uns gleich spanisch vor. Uns bleiben zwei Weißbier und ein paar kleine Sektfläschchen. Doch aus der Not heraus werden wir erfinderisch und fangen an die alkoholischen Getränke mit den nichtalkoholischen Sachen zu strecken. Einziges No-Go: Sekt und Weißbier.

So mir ist jetzt einigermaßen schlecht. Ich mach mir jetzt noch einen „Kentucky“ (Sekt+Cola)
bis denn.

Dein Trumpetman